Kategorie: Großartig wie, schrecklich wegen

“ Become an Idea Machine: Werden Sie zu einer Ideen Maschine.“

Die Autorin Claudia Azula Altucher postuliert in ihrem gleichnamigen Buch, dass Ideen die Währung des 21. Jahrhunderts sind. ( “ Ideas are the currency of the 21 st century, aus: “ Become an Idea Machine „, Choose Yourself Media LLC, January 2015 , S.2 )

Kreative, außergewöhnliche und innovative Einfälle lassen sich zu messbaren Mehrwerten transformieren, und auch beim Verfassen von Texten können sie die Grundlage dafür schaffen, dass diese im wahrsten Sinne des Wortes als herausragend bewertet werden. Es wird sich daher zweifellos lohnen, unsere Kreativität, unseren “ Ideen-Muskel “ regelmäßig, nach Altucher am besten täglich, ein paar Minuten zu trainieren und zu stärken.

Die Methode hierfür ist dabei äußerst unaufwändig und macht zudem großen Spaß: Mit der Zauberzahl “ 10 “ im Kopf denken wir uns beliebige, alltägliche, vielleicht witzige, verrückte oder herausfordernde Situationen oder Fragestellungen aus, für die wir jeweils 10 Ideen oder Antworten finden sollen. Dabei ist es wichtig, allein diese Anzahl zu finden und nicht über die Qualität unserer Vorschläge nachzudenken. Alle Ideen haben ihre Berechtigung und es findet keinerlei Bewertung bei dieser Methode statt.

Zur Veranschaulichung hier 10 Vorschläge, zu welchen Themen wir mit jeweils 10 Einfällen unseren Ideen – Muskel stärken könnten:

  1. 10 Menschen, die eine Auswirkung auf mein Leben hatten, und warum.
  2. Wählen Sie eine von Ihnen bewunderte historische Persönlichkeit und schreiben Sie 10 Fragen auf, die Sie ihr gerne stellen würden. Beantworten Sie dann diese Frage aus der Sicht der gewählten Person.
  3. 10 Apps, die Sie benutzen würden, wenn es diese schon gäbe.
  4. 10 Gründe, warum fast fashion nicht mehr up-to-date ist.
  5. 10 Stimmungen, welche die Farbe „blau“ hervorrufen kann.
  6. 10 Eigenschaften, die Sie mit dem Wort „Oma“ verbinden.
  7. 10 neue Medikamente, die Chemiker entwickeln sollten und deren Wirkung und eventuelle Nebenwirkungen.
  8. 10 Ideen, wie man einen langweiligen Beruf interessanter machen könnte.
  9. 10 Trends, die Sie im nächsten Jahrhundert sehen.
  10. 10 Buchtitel, die innerhalb von einem Monat zum Bestseller werden . Finden Sie für jeden Titel dann 3 Kapitelüberschriften.

Es macht Spaß, sich weitere Fragestellungen selbst auszudenken, und natürlich sind alle Bereiche dafür geeignet.

Und falls es uns einmal nicht gelingen sollte, 10 Ideen zu einer Frage zu finden, hat die Autorin einen guten Rat: Dann müssen wir eben 20 Antworten finden.

Das ETHOS-Prinzip

Wir überzeugen einen Gesprächspartner immer dann am wahrscheinlichsten, wenn wir uns Argumenten aus unterschiedlichen Bereichen bedienen. Nicht jedes Gegenüber ist z.B. ein Technik Freak und wird daher auch mit noch so schlagkräftigen technischen Details, welche unsere These unterstützen, unseren Standpunkt übernehmen. Er wird eventuell vorrangig erst dann für unsere Sicht der Dinge zugänglich sein, wenn wir ihn mit Argumenten konfrontieren, die aus dem ökonomischen oder eher aus dem sozialen Bereich stammen.

Es ist daher für eine erfolgreiche mündliche oder schriftliche Erörterung unumgänglich, uns unterschiedlicher Ansätze zu bedienen, um unserer Überzeugungskraft Nachdruck zu verleihen. Genau hier setzt das sogenannte ETHOS-Prinzip an : ETHOS steht für die Begriffe „economical, technical, human, organisational und social“ und beschreibt die 5 Bereiche, aus denen wir auf jeden Fall ein Argument präsentieren sollten. Denken Sie wie ein Kaufmann, ein Techniker, ein Psychologe, ein Projektleiter oder ein Soziologe und Sie werden unweigerlich treffsichere Argumente finden, für die unser Gegenüber ein offenes Ohr hat, zugänglich ist und wir in Folge zuverlässig punkten können.

Mit schlagkräftigen Behauptungen punkten

Eine gute Erörterung wird sich immer auch verschiedener Arten von Argumenten bedienen, um ihre Leser zu beeinflussen. Nicht nur Tatsachen allein überzeugen uns, eine Vielfalt von anderen „Taktiken“ sind ebenfalls bestens dazu geeignet, auf unsere Meinung einzuwirken.

Argumentarten lassen sich klassischerweise in folgende Kategorien einteilen:

a) Das Tatsachenargument: Hier werden schlicht und ergreifend anerkannte Fakten verwendet.

b) Das normative Argument: Hier verwendet man für seine Argumentation allgemein gesellschaftlich anerkannte Regeln und Normen, z.B., dass man nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen, nicht gewalttätig werden soll. Bei den normativen Argumenten ist der Grad der allgemeinen Akzeptanz jedoch unterschiedlich hoch, dass man nicht rauchen oder als Fußgänger bei rot eine Straße überqueren soll, hat nicht die gleiche Anerkennung wie die zuerst aufgeführten Beispiele.

c) Das Logikargument: Hier geht es generell um logische Schlussfolgerungen unseres Verstandes nach der Art: Bei hohem Zigarettenkonsum ist es wahrscheinlich, dass man lungenkrank wird, bei einer weiteren Klimaerwärmung werden wahrscheinlich viele Tierarten aussterben.

d) Das Wertargument: Dieses funktioniert ganz ähnlich wie das normative Argument, das Wertargument bedient sich allgemein anerkannter moralischer Normen, z.B., dass es notwendig ist, Menschenrechte oder Meinungsfreiheit, das Sozialstaatsprinzip, das Recht auf körperliche Unversehrtheit etc. zu gewährleisten und zu verteidigen.

e) Das Autoritätsargument: Es basiert auf den Aussagen von anerkannten Dokumentationen, Autoritäten, Wissenschaftlern, Politikern oder anderen Experten eines entsprechenden Fachgebietes. Wer würde schon einer Aussage aus der Bibel, Platos, Einsteins, Churchills oder Galileo Galileis widersprechen?

f) Das analogisierende Argument: Hier versucht man, einen Vergleich zu einem anderen Themengebiet herzustellen, einen Vergleich zu bedienen, der die eigene These unterstützt. So wie……., so auch. So, wie es gesundheitsschädlich ist, viel Kaffee zu konsumieren, so ist es auch gesundheitsbeeinträchtigend, wenn ich mich so gut wie nie sportlich betätige.

Natürlich gilt auch bei einem guten Erörterungsaufsatz: Die gesunde Mischung macht’s: Je mehr es gelingen wird, verschiedene Typen von Argumenten zum Einsatz zu bringen, desto eher wird es auch gelingen, mein Gegenüber von meinem Standpunkt zu überzeugen.

Erörtern, Argumentieren, Stellung beziehen: Wenn man Texte selber schreiben muss

Gerade in höheren Klassen gestalten sich Klassenarbeiten und Klausuren in den sprachlichen oder gesellschaftswissenschaftlichen Fächern zunehmend als eigenständige Schreibaufgabe zu einem vorgegebenen Thema. Aber auch im Business darf man natürlich um Argumente nicht verlegen sein. Pros und Kontras finden und leserüberzeugend darstellen, den eigenen Standpunkt zu einem kontroversen Sachverhalt darlegen, Sinn oder Unsinn eines Projektes präsentieren, diese Aufgaben sind uns allen irgendwie allzu gut bekannt,

Kann man den klassischen Aufbau einer guten Erörterung mühelos finden und die dazu perfekten Standardformulierungen leicht auswendig lernen, helfen diese Sätze jedoch anschließend herzlich wenig, wenn unser Geist blank liegt und uns partout keine überzeugenden Argumente zur Fragestellung einfallen wollen: Schuluniformen, ja oder nein, Windkraftanlagen im Schwarzwald gut oder schlecht, E-Autos umweltfreundlich oder doch nicht so ganz, nicht selten hat man nach ein oder zwei ganz offensichtlichen Argumenten sein Pulver verschossen.

Da natürlich zwei Pro-und zwei Kontraargumente noch längst keine akzeptable Erörterung ausmachen, läuft man Gefahr, die zur Verfügung stehende Zeit mehr dazu zu nutzen, sich den Kopf für weitere Standpunkte zu zermartern, als diese für seinen Schreibprozess und einen gut ausformulierten Aufsatz zu verwenden.

Im Folgenden finden Sie daher eine Auswahl von Schreibmethoden, die Sie erfolgreich und zuverlässig vor einem möglichen argumentativen Blackout bewahren. Vorab können Sie aber auch schon einmal einige der Methoden probieren, die in der Rubrik „Lernstrategien“ beschrieben sind und die Sie dort nachlesen können. Diese wären:

1) Das Clustern

2) Eine Mindmap erstellen

3) Die ABC – Liste verwenden.

Weitere Schreibmethoden, um kreative Ideen und Argumente zu finden:

Das serielle Schreiben:

Beim seriellen Schreiben formulieren Sie einen Anfangssatz, welchen Sie immer wieder wiederholen, um ihn mit einer anderen Variante fortzuführen.

Bei dieser Methode ist es wichtig, dass der oben erwähnte Anfangssatz in jedem Durchgang ganz ausgeschrieben wird, denn nur so gelingt es uns, unser Gehirn auf ein Thema zu fokussieren. Schreiben Sie daher den von Ihnen erdachten Eingangssatz ein erstes Mal und formulieren Sie diesen dann zu Ende. Notieren Sie ihn nun ein zweites Mal unter den ersten Satz und führen Sie ihn auch dieses Mal ganz spontan und ohne Bewertung zum Schluss. Erlauben Sie alles, was Ihnen gerade in den Sinn kommt, auch wenn es zunächst ein wenig verrückt oder unlogisch klingt. Sie werden bei dieser Methode dann in einem 2. Schritt die Liste noch einmal durchgehen und die besten Ideen herausfischen.

Hier ein einfaches Beispiel , wie serielles Schreiben aussehen kann: Sie müssen einen Text verfassen, welcher die Vorteile von regionalen Einkäufen verteidigen soll. Dann könnten Sie mit dem folgenden Eingangssatz Ihre Ideen wie folgt zum Sprudeln bringen:

Wenn ich in meinem Dorf/meinem Bauernladen einkaufe, schone ich die Umwelt, da lange Transportwege für viele Produkte und für mich entfallen.

Wenn ich in meinem Dorf/meinem Bauernladen einkaufe, unterstütze ich lokale Erzeuger und Arbeitsplätze in meinem unmittelbaren Umfeld.

Wenn ich in meinem Dorf/meinem Bauernladen einkaufe, kann ich nachfragen, woher die Lebensmittel genau stammen.

Wenn ich in meinem Dorf/meinem Bauernladen einkaufe, kann ich dorthin zu Fuß oder mit dem Fahrrad gehen und so mühelos etwas für meine Fitness tun.

Wenn ich in meinem Dorf/meinem Bauernladen einkaufe, kann ich unnötige Plastikverpackung, die in großen Supermärkten immer noch Standard ist, vermeiden und produziere weniger Müll.

Wenn ich in meinem Dorf/ meinem Bauernladen einkaufe, ist die Atmosphäre persönlicher, da ich immer das gleiche Personal antreffe.

Wenn ich in meinem Dorf/meinem Bauernladen einkaufe, bekomme ich frischere und vitaminhaltigere Ware, da diese nicht zuvor über viele Kilometer und Großmärkte umgeschlagen wurde.

Wenn ich in meinem Dorf/meinem Bauernladen einkaufe, kann ich bei Gemüse, das ich nicht kenne, die Dame an der Theke fragen, wie dieses zubereitet wird.

Es wäre ein Leichtes, diese Aufzählung um weitere Punkte zu ergänzen, das serielle Schreiben fokussiert durch den immer wieder wiederholten Eingangssatz so intensiv auf ein Thema, dass sich in unserem Gehirn die Ideenschleusen öffnen. Das fast mantrahafte Wiederholen desselben lässt uns gedanklich in einen Modus der Lösungsfindung umschalten, denn wir wollen unseren halben Satz anständig beendet wissen. Somit konzentrieren wir uns nicht mehr auf einen Mangel, und die Panik, keine weiteren Argumente mehr zu finden, tritt in den Hintergrund. Probieren Sie auch aus, in Ihrer Erörterung gerade einige der Argumente zu verwenden, die zunächst bei der anschließenden Durchsicht der Liste überraschend, ungewohnt oder ein wenig verrückt daherkommen, denn es sind oft genau diese, die eine Argumentation als besonders kreativ erscheinen und aus dem Mittelmaß hervorstechen lassen.