Nicht auf den Kopf gefallen: Die Kopfstandmethode

Die Kopfstandmethode ist eine Kreativitätstechnik, die vor allem in der Wirtschaft verwendet wird, um neue, kreative Ideen zu entwickeln oder Problemlösungen zu finden.

Sie lässt sich jedoch durchaus auch sehr effektiv für Lerninhalte nutzen, bei denen es vor allem darum geht, eine Reihe von Definitionen oder Merkmalen memorieren zu müssen.

Grundlage der Kopfstandmethode ist unsere menschliche Neigung, oft Dinge, die nicht funktionieren, und Negatives im Allgemeinen leichter zu behalten als positive Aspekte eines Inhaltes. Und genau hier setzt die Methode an: Sie kehrt eine gegebene Aufgabenstellung einfach um.

Geht es beispielsweise darum, eine Studienfahrt oder Geschäftsreise perfekt zu planen, würden wir nach der Kopfstandmethode also überlegen: Was müssen wir tun, damit unsere Reise sicher scheitert, sicher ein Flop wird? Im nächsten Schritt werden dann einfach alle Ideen als Punkte untereinander geschrieben und in Schritt 3 dann umformuliert, indem man die Aussagen umdreht oder negative Adjektive in ihr Gegenteil verwandelt.

Im Folgenden zwei konkrete Beispiele aus dem Lernalltag:

Es müssen typische Merkmale von Industrieländern aufgezählt werden: Mit der Kopfstandmethode würden wir nun überlegen: Was muss getan werden, dass ein Land sich auf keinen Fall entwickelt?

Mögliche Ideen wären zum Beispiel:

Investitionen fast nur in Agrarproduktion, in den primären Sektor.

So wenig wie möglich dürfen Maschinen und Technologie im Allgemeinen Einsatz finden.

Der Bevölkerung wird nur eine Grundbildung zugänglich gemacht.

Arbeitnehmer arbeiten nur, so lange sie möchten, es kommt nicht darauf an, dass produktiv gearbeitet wird.

Der Staat fördert Inflation und Geldentwertung.

Es gibt hier viele weitere verrückte Ideen, drehen wir die obigen Sätze aber nun um, haben wir im Nu bereits eine beachtliche Anzahl von typischen Merkmalen klassischer Industrienationen. Diese wären hier: Hoher Technologieeinsatz und Automatisierung, gutes Bildungsniveau, hohe Produktivität, stabile Währung usw.

Betrachten wir uns ein weiteres Beispiel: Es müssen typische Merkmale eines demokratischen Staates auswendig gelernt werden. Nach der Kopfstandmethode heißt unsere Aufgabenstellung demnach: Was muss getan werden, um einen tyrannischen Staat zu errichten? Mögliche Ideen wären in diesem Fall: Verbot eigener Meinungen, nur die Ansicht, die der Staat erlaubt, zählt, es gibt nur eine einzige und vom Staat gelenkte Partei, die Regierung kann willkürlich Bürger verhaften und foltern, Wahlen sind verpflichtend, es wird offen abgestimmt, Parteigenossen besitzen die dreifache Stimmenanzahl, es werden keine Institutionen mit anderen Meinungen geduldet, Bürger zählen mehr als Bürgerinnen etc.,etc.

Im Umkehrschluss ergibt dies folgende Merkmale eines demokratischen Staates: Pluralismus, Mehrparteiensystem, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, Wahlen mit den Grundsätzen frei, geheim, gleich, Opposition, Gleichheitsprinzip der Staatsbürger etc.,etc.

Wie bereits oben beschrieben, tendiert unser Gehirn dazu, sich Negatives und Katastrophales leichter zu merken, die Kopfstandmethode ist daher auf jeden Fall mehr als einen Versuch wert.